Spitzing und Sutten: Skigebiet ausgebaut - Landschaft zerstört
Der bayerische Wirtschaftsminister kam zur Einweihung im noch nicht angekommenen Winter 2006/2007: Die „Beschneiungsanlage“ in der Sutten, gewöhnlich „Schneekanonen“ genannt, wurde feierlich in Betrieb genommen. Sie soll nun als „Wunderwaffe“ den nicht mehr natürlich fallenden Schnee ersetzen. Der BN ist der Ansicht, dass hier „Feuer mit Benzin gelöscht“ wird, da man Schneemangel als Folge des auch durch Energieerzeugung verursachten Klimawandels mit weiterem Energieverbrauch für die aufwendige Technik der „künstlichen Beschneiung“ bekämpft.
Im Spitzing- Suttengebiet ist der – allerdings nur vorläufige - Höhepunkt der „Sanierung“ durch die „Alpenbahnen Spitzingsee GmbH“ erreicht.
Seit drei Jahren ist nun der Voralpengipfel „Stümpfling“ Baustelle. Viel wurde „geschaffen“, das heißt der Berg wurde total für den technisierten Massenskibetrieb „modernisiert“.
Die Maßnahmen und Eingriffe im Einzelnen waren:
- Bau einer lastwagenbefahrbaren Straße von der Stümpfling-Talstation zur Bergstation
- Bau eines neuen Vierersessellifts an der Lyra mit vergrößerter Lifttrasse
- Bau einer neuen – zusätzlichen Talstation mit Sesselgarage am Stümpfling und Erweiterung des Parkplatzes
- Eine nachträglich genehmigte Ablagerung des Bauschutts der alten Bergstation in der Piste
- Bau eines neuen Vierersessellifts an der Sutten mit vergrößerter Lifttrasse
- Bau einer neuen Talstation an der Sutten mit Parkplatzerweiterung
- Bau einer neuen Bergstation, ein neues Restaurant und eine neue Bergwachthütte auf dem Stümpfling- Gipfel
- Errichtung einer Pumpstation für das Beschneiungswasser an der unteren Suttenalm
- Bau eines Sammelsees für das Beschneiungswasser mit Pumpstation am Stümpfling-Osthang mit Waldrodung und schwersten Eingriffen in die Landschaft
- Bau einer Pumpleitung von der Suttenalm über den Stümpfling- Gipfel hinunter zum Sammelsee an der Lyra
- Bau von Beschneiungswasserleitungen von Sammelsee über den Stümpflinggipfel hinunter bis zur Sutten-Talstation
- Errichtung von Schneekanonen an der Sutten und an der Lora.
Geplant ist:
- Ein Sessellift anstelle des Schleppers zum Rosskopf- Gipfel
- Beschneiungsleitungen und Schneekanonen an der Lyra
- Ein neuer Sessellift anstelle des Kurvenliftes.
Diese Zusammenfassung ist wohl nicht vollständig, da die vom BN vom Landratsamt Miesbach seit langem erbetene Vorlage einer Gesamtplanung für das Spitzing- Suttengebiet bisher nicht erfolgt ist!
Alle ausgeführten Maßnahmen zusammen schaffen eine „neue Landschaft“, das heißt, sie zerstören das Gesicht der gewachsenen Kulturlandschaft in diesem Alm- und Waldgebiet und sie stören und zerstören empfindliche und wertvolle Natur, darunter auch ausgewiesene Biotope und nach Art. 13 d des Bayerischen Naturschutzgesetzes geschützte Flächen . Dies geschieht aber in einem auch nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz als „Landschaftsschutzgebiet“ ausgewiesenem Bereich.
Darüber hinaus bringt das Ziel all dieser Maßnahmen, nämlich die Kapazitätserweiterung des Skigebietes, eine erhebliche weitere Belastung der gesamten Infrastruktur im Spitzingsee- Gebiet (im Schlierseer Bereich) und im Sutten- Gebiet (im Tegernseer Bereich) mit sich. Diese Neubelastung erfolgt insbesondere durch zusätzlichen fließenden und ruhenden Verkehr, durch gesteigerten Energieverbrauch und durch erheblichen neuen Wasserverbrauch.
Dem Bund Naturschutz ist es immer noch völlig unverständlich, dass die hier erfolgten schweren Eingriffe in die Landschaft völlig legal in Salami-artig aufgesplitterten einzelnen Genehmigungs- Schritten erfolgen konnten. Nach wie vor ist der BN der Meinung, dass bei der Tragweite der Gesamtmaßnahmen ein Raumordnungsverfahren dringend erforderlich wäre.
Drüber hinaus sind nach Ansicht des BN die enormen Eingriffe in Natur und Landschaft – und möglicherweise auch die finanziellen Aufwendungen - im Bereich des Stümpfling unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit oder Zukunftsfähigkeit nicht vertretbar; denn mit einer maximalen Seehöhe von 1485 Metern zählt das Gebiet zu den Bereichen, die nach der „OECD-Studie“ zu den Folgen des Klimawandels in wenigen Jahrzehnten kein Skigebiet mehr sein werden.
Übrigens: Die Firma Schörghuber, neben der Kreissparkasse Miesbach Hauptbeteiligte an der „Alpenbahnen Spitzingsee AG“, ist nicht nur im Landkreis Miesbach aktiv; im Nachbarlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wird von ihr zur Zeit umfangreiche künstliche Beschneiung im Brauneck-Gebiet geplant.
Der BN wird die weitere Entwicklung des Spitzing- und Suttengebietes aus ökologischer Sicht aufmerksam verfolgen und insbesondere die Auswirkung der Landschaftsveränderungen auf den Sommertourismus beobachten.
Werner Fees