Mit dem Wolf leben lernen
Im Jahre 2006 hat die Bayerische Staatsregierung in Bayern ein Wildtiermanagement eingerichtet. In der Erkenntnis, dass Bayern im Zuge der gesamteuropäischen Entwicklung ein“Wolfserwartungsland“ ist, wurde in diesem Rahmen im Dezember 2007 ein Managementplan „Wölfe in Bayern“ - Stufe 1 erstellt.
Dass dies notwendig war wurde klar, als im Winter 2009/2010 ein einzelner Wolf aus Italien in den Tiroler und Bayerischen Alpenraum im Mangfallgebirge zuwanderte. Er machte sich zunächst durch den Riss von Wildtieren bemerkbar. Im Sommer, nach dem Almauftrieb, waren auch Schafrisse auf den Almen im Rotwandgebiet festzustellen. Die materiellen Verluste durch die Schafrisse wurden entschädigt und durch den vorzeitigen Abtrieb fast aller Schafe die Problematik reduziert. Weitere Möglichkeiten der Abhilfe sollen durch ein Behirtungs- und Pferchungsprojekt getestet werden.
Leider hat die fehlende Transparenz in der Öffentlichkeitsarbeit des Ministeriums, eine anscheinend verhängte Nachrichtensperre für den zuständigen Wolfsbeauftragten und die weitestgehende Untätigkeit der Behörden zu wachsendem Unmut bei den betroffenen Almbauern geführt. Durch das Schweigen der offiziell zuständigen Stellen wurde die öffentliche Meinungsbildung immer mehr von weitgehend überzogenen Befürchtungen und Ängsten seitens der Vertreter der Almwirtschaft und uninformierten Kreisen der Lokalpolitik dominiert. Dadurch gerät in den Hintergrund, dass der Wolf nach nationalem und internationalem Recht strengstens geschützt ist. Forderungen nach „Entfernen“ des Wolfes und Aufbau einer „no go area“ stellen somit eine Aufforderung zum Rechtsbruch dar.
Damit die Situation nicht noch mehr eskaliert ist es dringend notwendig, dass das zuständige Ministerium seine nicht nachvollziehbare Nicht-Informationspolitik aufgibt. Ebenso ist die Erarbeitung des Managementplans „Wölfe in Bayern“ - Stufe 2 dringend voranzutreiben.
Der Bund Naturschutz fordert außerdem eine umfassende und intensive Grundinformation der Bevölkerung in den von der Zuwanderung des Wolfes betroffenen Gebieten. Eine zeitnahe und lückenlose Information über alle Beobachtungen, Risse und sonstige Schäden, die dem Wolf zugerechnet werden, ist unabdingbar. Des weiteren ist die sofortige Erarbeitung von umsetzbaren und zielführenden Konzepten zum Schutz der Nutztiere in den betroffenen Gebieten, insbesondere auf den Almen, notwendig.
Der Bund Naturschutz bietet allen Betroffenen eine Zusammenarbeit im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben an. Fest steht jedoch: Wir werden wieder lernen müssen mit dem Wolf zu leben. Als Einstieg laden wir ein zu einer Informationsveranstaltung am 2. Februar 2011 um 19:30 Uhr im Gasthof „Bräuwirt“ in Miesbach mit dem Wolfsexperten Dr. Peter Blanché: „Der Wolf – ein Heimkehrer zwischen Euphorie und Ablehnung“.